Letzter Tag

Die Trail Tage sind vorbei. Heute fahre ich im Tal den Fahrradweg die Etsch entlang, ca 20 km bis auf Höhe Bozen, dann weiter nach Süden auf Schotterwegen in das 250 Meter höher gelegene große Waldgebiet mit den Laghi di Monticolo (Montiggler Seen). Einfach eine wunderschöne Landschaft, leicht zu fahren, ein schöner Abschluss. Dort werde ich Eva treffen, das MTB wird wieder im Kofferraum verschwinden und morgen werden wir uns die Altstadt von Bozen anschauen bevor es am Abend wieder nach Hause geht. 

Es war eine wundervolle Tour, voller Eindrücke und Erlebnisse, teilweise sehr anstrengend, viele viele Stunden auf Trail Abfahrten wie ich sie noch nie gemacht hatte, ich denke ich hab einiges gelernt dabei und freue mich schon jetzt auf Trails irgendwann irgendwo. Schön dass ihr mitgelesen habt.

Am Ziel

Tag 4 – Über den Berg an Meran vorbei

Heute will ich im Tal 20 Kilometer weiter bis fast zum Ende des Vinschgaus. Dann aber nicht weiter im Tal an Meran vorbei sondern von Rabland mit dem Lift nach Aschbach hoch und oben über das Vigiljoch, und schließlich bei Tscherms (schon etwas südlich von Meran) wieder runter. Der Haken dabei: Diverse Wetterseiten im Internet sagen ab spätem Vormittag bis späteren Nachmittag leichten Regen vorher.

Also lieber wieder früh los. Aber schon nach wenigen Kilometern muss ich mich kurz unterstellen und der ganze Tag wird kühl und zwischendurch regnet es immer mal kurz aber nur leicht – richtig nass werde ich zum Glück nicht. Regenklamotten? Habe ich keine dabei, überflüssiges Gewicht.

Mit dem Lift von Rabland aus auf rund 1.350 Metern angekommen muss ich erst einmal noch 450 Meter hoch auf einer Forststraße. Das zieht sich ganz schön in die Länge und es wird immer kühler und der Himmel immer dunkler. Kurz nach dem Vigiljoch ist die „Schwarze Lacke“, ein kleiner See von 100 Metern Durchmesser mit dem Restaurant Seespitz. Niemand sitzt draußen, es tröpfelt und hat vielleicht 12 Grad. Drinnen ist es warm und trocken und die warme Nudelsuppe rettet den Vormittag.

Schwarze Lacke mit Restaurant Seespitz.

Gleich hinter dem Seespitz beginnt der Trail-Nachmittag. 1.500 Höhenmeter Abfahrt ins Tal geben einiges her! Es geht los mit dem Pfad 29, der dort als „Steinbruch Trail“ mit Schwierigkeitsstufe 3(!) angeschlagen ist. Der eigentliche Steinbruch Trail kommt aber erst später und den fahre ich bestimmt nicht, ich will nicht wissen wie der aussieht, ich fand schon den Bunker Trail vom Tag 2 ziemlich grenzwertig und der ist mit S2 gekennzeichnet. 

Der 29 ist bis auf ein paar Stellen S1, ebenso die folgenden Abschnitte 30, 27A, wieder 29 und am Ende 35A

Trail 29

Trail 29

Und nochmal Trail 29 (der 29 ist lang)

Nachmittags um 4 komme ich im Hotel an, ohne nass geworden zu sein. Heute war ich wieder 7 Stunden auf dem Rad. Morgen kommt schon der letzte Tag der Tour.

Tag 3 – Zugtrail

Von Glurns aus könnte ich die rund 50 km Vinschgau bis Meran in 3 Stunden fahren, auf größtenteil asphaltierten Radautobahnen im Tal. Ich bin aber auf einem Mountainbike unterwegs und das will weg vom Tal, auf Trails, schmale Pfade, teils steinig oder wurzelig, ständig hochkonzentriert neue schnelle Entscheidungen über die beste fahrbare Linie abverlangend. Das ist für mich der Reiz des MTB-fahrens – und das Naturerlebnis.

Das habe ich mir vorgenommen:

https://www.bikemap.net/en/route/477976-zugtrail-nordseite-cloned-from-route-67264/

35 Kilometer, davon etliche km reine Trails, insgesamt 700 Meter Anstieg, fast 1.000 Höhenmeter bergab. Auf der Karte sieht es erstmal nicht allzu schwer aus.

Vom Ort Glurns aus geht es zunächst auf asphaltiertem Weg ca 200 Höhenmeter zügig nach oben. Dann plötzlich geht seitlich der Trail los – rein ins Vergnügen! Wundervoll surfend geht es dahin, über Kuppen und Kurven, zumeist nicht wirklich schwierig, einfach nur schön.

Zwischen einzelnen Trail Abschnitten geht es meist auf asphaltierten Straßen wieder hoch. Das ist eigentlich ganz angenehm. Ich treffe auf eine Gruppe anderer MTB-er und schließe mich ein Stück an. Einer davon kennt die Trails und so muss ich bei Abzweigungen nicht immer auf dem Handy den Track und meine Position nachsehen. Auf einem Abschnitt (ich fahre gerade als letzter) kippt durch eine Unachtsamkeit eine vor mir fahrende Bikerin plötzlich den Abhang hinunter. Ungläubig sehe ich wie sie und das Fahrrad seitlich wegkippen, die Drehung geht weiter und schließlich stürzt sie mit dem Kopf voraus nach unten. 3 Meter unterhalb des Trails kommt sie auf dem Rücken zum liegen, das Bike auf ihr – und vemeldet sofort „nix passiert“. Erleichtert klettere ich runter, befreie sie vom Fahrrad und ziehe es hoch. Sie selber schafft es alleine.

Man muss wirklich stets konzentriert sein. Wenige Minuten vorher schaue ich eine Sekunde beim Fahren ins Tal und als ich wieder nach vorne schaue ist da überraschenderweise ein Baum.

Die ganze Strecke ist zweigeteilt, im mittleren Abschnitt fahre ich einige Kilometer im Tal, dann geht es wieder steil nach oben. Teils alsphaltiert, dann „Waldautobahn“ dann wieder asphaltiert und nun sogar ein erhebliches Stück Richtung Tal dann wieder nach oben, alles asphaltiert, hunderte Meter Anstieg. Wo bleiben die Trails!? Plötzlich geht links ein Trail ab der mit „Holy Hansen Trail“ markiert ist. Nicht das was ich vor hatte aber entnervt vom Asphaltstraßen fahren nehme ich ihn. Der Holy Hansen ist einer der vielen Abfahrtstrails die es im Vinschgau gibt und komplett künstlich für MTBs angelegt. Man kann sich mit Bike Shuttle hoch bringen lassen wie auch bei anderen Abfahrtstrails hier. Das ist im Vinschgau Teil des Tourismusgeschäfts. Der Trail hat angestellte Steilkurven, viele größere Steine, viele Stufen, er ist ziemlich ausgefahren. In Nullkommanichts bin ich im Tal – und habe mich um 5 Kilometer geplante, wahrscheinlich schöne Trails gebracht.

Holy Hansen Trail

Im Tal brauche ich nicht lang zu meinem Hotel in Goldrain. Es hat ein großes Glashaus mit Pool, vielen exotischen Pflanzen drum herum und dazwischen Bambus/Polster Sitzgelegenheiten auf verschiedenen Levels.

Ich bestelle mir eine Mangoschorle mit Eiswürfeln und lasse es mir gut gehen. Bisschen Blog schreiben, faul rumhängen, aufs Abendbuffet warten…

Tag 2  – der erlebnisreiche

Ich habe in Imst übernachtet. Um 8 Uhr fahre ich los bei noch recht kühlen Temperaturen denn ich will unbedingt den Shuttlebus 20 km weiter um 10 erreichen der mich den Reschenpass hoch bringt. Die Auffahrt zum Reschenpass wäre eine viel befahrene Autostrasse und ist für Fahrräder ohnehin verboten. Alternative wäre ein großer Umweg ebenfalls auf Autostrassen. Finde ich beides nicht ansprechend.

Für die Mountainbiker unter meinen Lesern der Fahrplan des Shuttlebusses: http://www.viaclaudia.org/fileadmin/walk/PDFs_ARGE/ShuttleNavettaReschen.pdf

Vom Reschenpass hat die Bergkastelbahn mich und mein Mountainbike auf über 2.000 Meter hoch gebracht. Ich fahre auf Trails über die etwas moorige Plamort Hochebene weiter nach Süden.

Irgendwo da vorne muss die italienische Grenze kommen….

Die Panzersperren auf der italienischen Seite wurden 1938 von Italien gebaut.

Weiter geht es auf einem ziemlich anspruchsvollen Trail nach unten ins Tal. Das könnt ihr alles auch gut sehen in diesem Video (nicht von mir aufgenommen):

https://www.youtube.com/watch?v=1UipQAEWwgs  

Die ersten 1:45 sind Plamort Hochebene, den dann folgenden „Bunker Trail“ hab ich an für mich zu heiklen Stellen (ich glaub die sieht man gar nicht alle in dem Video) auch mal kurz geschoben. 

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Unten im Reschenpass Tal wechsele ich die Talseite und lasse mich von der Schöneben Bahn gleich wieder auf 2.000 Meter bringen. Es folgen endlose Kilometer wunderschöne Trails ins Tal, teils mit Steinen, Stufen, steil bergab aber gerade passend für meine Könnensstufe (etwas einfacher als der Bunker Trail).

Schöneben Abfahrt „oberer und unteter Spin Trail“ und „Greim Trail“. Am liebsten würde ich gleich nochmal hoch aber der Lift macht bald zu.
Ja leider:

Es folgt eine Abfahrt auf asphaltierter Radautobahn. Auf ca. 10 km Strecke gehts 500 Höhenmeter runter. Ich muss es nur laufen lassen. Obwohl es eine reine Fahrrad Strecke ist weisen 30-er Verkehrszeichen darauf hin dass man es nicht überteiben sollte.

Die Fahrradautobahn spuckt mich in Glurns aus wo mein Hotel für diese Nacht ist.

Glurns hat weniger als 1.000 Einwohner, hat aber den Status einer Stadt – eine der kleinsten in Europa. Man hat ein bisschen den Eindruck man ist mit einer Zeitmaschine im Jahr 17xx gelandet – wenn da die Autos nicht wären.

Heute bin ich rund 100 km unterwegs gewesen, teils auf Fahrradautobahnen, teils Shuttlebus aber vor allem viele Kilometer traumhafte Trails. Insgesamt habe ich rund 1.700 Höhenmeter mit Abfahrten vernichet.

Tag 1- Es geht los!

​Mitte September, die Wettervorhersage zumindest für die nächsten paar Tage passt: Es wird warm aber nicht zu warm und es bleibt erstmal trocken. Also los. Woran ich schon seit den Frühjahr geplant habe wird jetzt wahr. Mountainbike und vorgepackten Rucksack im Auto fährt mich Eva nach Lermoos. In knapp einer Woche wollen wir uns am Ziel treffen.

Ich sehe hohe Berge aber es geht zuerst völlig flach dahin. Aber nicht lange, schon nach ein paar Kilometern am Ende des Leermoses geht es stetig bergauf und das wird auch erst einmal so bleiben denn die heutige Etappe führt auf Schotterwegen über den Fernpass. Heute und anfangs auch noch morgen  folge ich einfach der  Claudia Augusta Route wie man sie hier sehr schön sehen und planen kann:

http://mapservices.eu/nefos_app/frontend/page/viaclaudia/de?type=bike

Weißensee

 

Die Via Claudia Augusta wurde ursprünglich von den Römern gebaut. Auf einem kleinen Stück sieht man noch Spuren von den Karren.

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Schiebestrecke?? Ganz bestimmt nicht! Jetzt wo’s bergab geht und ein bisschen spassig wird.
Morgen muss ich relativ früh los. Es steht einiges auf dem Programm, auch abseits der üblichen Route.

Alpencross leicht und interessant

Geht das überhaupt, leicht und interessant?

Ich denke schon. Ich will pro Tag nicht mehr als 30 bis maximal 50 km fahren. Und nicht viel mehr als 500 Meter Anstieg. Ich will aber auch nicht einfach auf Straßen im Tal fahren sondern schon Trails in den Bergen. Der Start ist bei Ehrwald südlich von Garmisch, das Ziel die Montiggler Seen (Laghi di Monticolo) südlich von Bozen. Es ist ein Stück der bekannten Via Claudia Augusta Route, aber nicht so wie üblich.

Ich fahre alleine. Deshalb kann ich starten wann ich will, wenn mir die Wettervorhersage passt. Und ich kann schnell oder langsam fahren, stehen bleiben, einen Capuccino trinken, im See schwimmen, die Natur bestaunen, wie und wann es mir gefällt – ich bin frei.